„Und sie bewegt sich doch!“

Book of the Universe

So oder so ähnlich soll es der berühmte Astronom Galileo Galilei (1564-1642) einst gesagt haben, und mit „sie“ meinte er die Erde. Noch bis ins 16. Jahrhundert hinein dachte man, die Erde sei der Mittelpunkt des Sonnensystems und die Sonne drehe sich um die Erde (geozentrisches Weltbild).

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Mit der Zeit trat jedoch ein anderes Weltbild in den Vordergrund, das heliozentrische Weltbild: die Sonne als Mittelpunkt des Sonnensystems. Damit stand nicht mehr die Erde im Zentrum, sondern die Sonne, und die Erkenntnis: Die Erde sowie alle anderen Planeten bewegen sich um die Sonne. Dieses neue Wissen brachte alles ins Schleudern. Die Welt stand Kopf. In der Kirche stieß das neue Weltbild zu Beginn auf massive Ablehnung, brachte es doch das christliche Weltbild – oben Himmel, unten Hölle – ins Wanken.

Und mit der Sonne als Zentralgestirn und den Planetenbewegungen kommen wir zum Thema dieses Blogs: die Ekliptik. Sie ist die Ebene, auf der sich alle Planeten bewegen.

„Die Erde ist eine Gondel, die an der Sonne hängt, und auf der wir aus einer Jahreszeit in die andere fahren.“

Johann Peter Hebel

Auch wenn nicht viel von meiner Schulzeit übriggeblieben ist, dieser Satz hat bis heute überdauert:

Den Lauf der Sonne sehen wir Tag ein, Tag aus. Vor allem nehmen wir die Sonne wahr, wenn sie über dem östlichen Horizont auftaucht oder unter dem westlichen Horizont abtaucht. Wir beobachten, dass der Bogen, den die Sonne am Himmel beschreibt, im Sommer höher und länger ist als im Winter. Folglich sind die Tage im Sommer länger als im Winter. Diesen Bogen oberhalb des Horizonts nennt man auch Tagbogen.

„Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe, aus ein paar sonnenhellen Tagen sich so viel Licht ins Herz zu tragen, dass, wenn der Sommer längst verweht, das Leuchten immer noch besteht.“

Johann Wolfgang von Goethe

Die Sonne ist das Zentralgestirn unseres Sonnensystems. Die Planeten ziehen ihre Kreise um die Sonne und alle Planeten kreisen auf ähnlicher Ebene. Mich erinnert es immer an ein Ringsystem, das entsteht, wenn ein Stein oder ein Wassertropfen auf eine glatte Wasseroberfläche fällt.

Sonnensystem mit Planeten
iStock ID 507191451 – Sonne, Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto

Jeder Planet hat seine ganz eigene Umlaufbahn mit seiner ganz eigenen Geschwindigkeit und Umlaufzeit. Die Umlaufbahn der Erde heißt Erdbahn, die Umlaufbahn der Venus Venusbahn usw. So zieht also jeder Planet seine Bahn. Tag ein und Tag aus. „Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden …“

Je näher der Planet an der Sonne steht, desto kürzer ist seine Umlaufzeit. Vielleicht hast Du ja schon einmal davon gehört, dass der Planet Merkur am sonnennächsten steht.

Stell Dir vor, Du hast noch eine LP, eine Schallplatte, auf dem Plattenspieler liegen – ich weiß, es ist lange her – und Du schaust von oben drauf. Aus der Mitte strahlt die Sonne und manch eine Spurrille steht für eine Planetenumlaufbahn. Von innen nach außen findest Du so die Umlaufbahnen von:

  • Merkur, der kleinste und sonnennächste Planet
  • Venus, ähnlich groß wie die Erde
  • Planet Erde oder „Blauer Planet“ und ihr Mond
  • Mars, der „rote Planet“
  • Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems
  • Saturn, mit seinen markanten Saturnringen
  • Uranus, der kälteste Planet des Sonnensystems
  • Neptun, mit den heftigsten Stürmen des Sonnensystems, der „stürmische Planet“
  • Pluto, der vermeintliche „Zwerg-Planet“

Schau mal hier und schärfe Deine Augen für den Planeten ganz rechts, Pluto:

Ekliptik, Planeten von Merkur bis Pluto
iStock ID 1385186363 – Sonne / Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto

Du siehst, der kleine Planet Merkur steht sehr sonnennah und braucht für seinen Lauf um die Sonne gerade einmal 88 Tage. Im Vergleich dazu braucht der im Sonnensystem am weitesten draußen befindliche Pluto 248 Jahre. So ein Plutoumlauf von 248 Jahren übertrifft die durchschnittliche Lebenszeit eines Menschen bei Weitem. Selbst wenn wir hundert Jahre alt werden, hat Pluto noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt. Meist ist es eher so: Wenn wir unseren Weg beenden, hat Pluto seinen Weg gerade erst begonnen.

Solar System
iStock ID 182792016 – Zentralgestirn Sonne, Merkur, Venus, Erde mit Mond, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto

Wie Du auf obigem Bild eindrucksvoll sehen kannst, befindet sich auch die Erde mit ihrem Mond auf dieser Planetenebene. Die Erde braucht circa 1 Jahr (genau: 365,25 Tage), um die Sonne zu umrunden. Und dabei dreht sich die Erde nicht nur um die Sonne, sondern dazu noch um sich selbst. Und zwar eine Runde oder Erdumdrehung in etwa 24 Stunden (genau: 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden). Das ist der Grund, warum es Tag und Nacht gibt.

Wenn wir Erde und Mond noch genauer betrachten, müsste es heißen:

  • Der Mond dreht sich in 27,3 Tagen einmal um die eigene Achse.
  • Der Mond dreht sich in 27,3 Tagen einmal um die Erde.
  • Die Erde dreht sich in rund 24 Stunden einmal um die eigene Achse.
  • Die Erde dreht sich in ungefähr einem Jahr einmal um die Sonne.

Das ist ganz schön viel Drehbewegung, das Universum ein Karussell. Kein Wunder hören wir uns manchmal sagen: „Ich rotiere“, „Ich drehe durch“, „Ich hab das Gefühl, ich drehe mich im Kreis“ oder „Ich steh Kopf“. Wir Menschen leben also auf einer Kugel, die sich dreht. Ja, und hin wieder stehen wir eben auch auf dem Kopf oder hängen auf der Erde kopfunter. Das sollten wir uns hin und wieder bewusst machen.

„Im Himmel ist ein Karussell,
Das dreht sich Tag und Nacht.“

Richard Dehmel (aus: Das große Karussell)

Auch wenn die Erde sich fortlaufend um die eigene Achse dreht, so gibt sie uns nicht das Gefühl, dass wir es sind, die sich drehen. Unser Gefühl ist: Wir stehen immer auf demselben Platz. Die Erdrotation lässt uns glauben, die Sonne sei diejenige, die sich bewegt. Und so entsteht unser Bild, dass die Sonne im Osten aufgeht, über den Himmel wandert und im Westen wieder untergeht. Es ist also nicht die Sonne, die wandert, sondern die Drehung der Erde, die uns diese Sonnenwanderung glauben lässt.

Steht die Sonne dann still? Nein:

„Alles ist in Bewegung und nichts bleibt stehen.“

Heraklit von Ephesos

Und was genau ist die Ekliptik?

Sie ist zum einen die Ebene, in der die Planeten des Sonnensystems ihre Bahnen ziehen. Umrundet die Erde auf ihrer Umlaufbahn die Sonne, so ergibt das eine Ebene, eine flache Ebene. Man nennt sie auch Ekliptikebene oder Ekliptik.

Führ Dir vor Augen, wie die Erde die Sonne umkreist, und stell Dir im Geiste eine Linie vor, die im Erdmittelpunkt startet, dann mitten durch die Sonne geht und immer weiter raus in die unendlichen Weiten. Und während die Erde um die Sonne dreht, ist nach einem Jahr ein Großkreis oder eine Ebene entstanden: die Ekliptikebene. Diese Linie streift natürlich auch die bekannten 12 Tierkreiszeichen. Auf dieser Ebene kreisen alle anderen Planeten in unterschiedlichen Abständen und Geschwindigkeiten.

Die Ekliptik ist die scheinbare Bahn der Sonne über die Himmelskugel während ihres Jahreslaufs: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Es ist die Projektion der Sonne auf die Himmelskugel.

Die Himmelskugel ist eine gedachte Hohlkugel, die die Erde umgibt. Die Erde ist die (Erd-)Kugel in der (Himmels-)Kugel. Die Himmelskugel steht für das Himmelsgewölbe, an dem wir die Sterne finden. Das Himmelsgewölbe ist die Trennung des Irdischen vom Göttlichen. In den unendlichen Weiten des Universums kann so ein Himmelsgewölbe, das die Erde umschließt, ja immer nur etwas Gedachtes, Imaginäres sein.

Und die Ekliptik ist eine Linie oder eine gedachte Linie, die sich einmal um die Himmelskugel legt. 

Jan Helvetius Atlas von Haevens, 1792
iStock ID 453806987

Ich finde es nicht gerade leicht, mir das alles vorzustellen, da man ja nicht sagen kann: „Schau, da hinten, in ungefähr 5 Kilometern, da beginnt die Himmelskugel oder das Firmament.“

Mann mit Fernglas
Pixabay

In dieser Ekliptik, der scheinbaren Sonnenbahn, finden sich Planeten und Sternbilder, insbesondere die Sternbilder, nach denen auch die 12 Tierkreiszeichen des Tierkreises benannt sind: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische.

Aus meinem Buch Mein Weg zurück zum Ursprung ©:

Vielleicht kommt Dir mit diesem Datum, dem 21.06., die Sommersonnenwende in den Sinn, der längste Tag des Jahres. Dieser Tag ist im wahrsten Sinne des Wortes ein High-Light.

Der Weg der Sonne führt durch immer dieselben Sternbilder und Tierkreiszeichen, die auf der Ekliptik, dieser Linie, diesem schmalen Himmelsstreifen, liegen. Auch der Mond und die Planeten durchwandern den Tierkreis und brauchen dazu unterschiedlich lange. Der Tierkreis (Zodiac) ist die Grundlage der Astrologie.

Früher stimmten die Sternbilder und Tierkreiszeichen überein. Stand die Sonne im Tierkreiszeichen Widder, dann befand sie sich auch im Sternbild Widder. Das ist heute nicht mehr so. Der Grund dafür ist die Präzession der Erdachse, mit Inhalt für einen separaten Blog.

Auf nachfolgender Karte siehst Du den Lauf der Sonne, in der Karte selbst als Sonnenweg benannt, als Kreis in Rot eingezeichnet. Du siehst die Tierkreiszeichen als rote Symbole, beginnend mit dem Zeichen Widder auf 12 Uhr, und auch die Sternbilder etwas versetzt:

Star constellations
iStock ID 140217090

„Trotz all der Planeten, die um sie kreisen und von ihr abhängen, kann die Sonne eine Weintraube reifen lassen, als ob sie im ganzen Universum nichts anderes zu tun hätte.“

Galileo Galilei

Wenn es um die Jahreszeiten geht, dann spielen Ekliptikebene und Himmelsäquator eine Rolle, weshalb ich darauf eingehen möchte.

Die Ekliptik können wir uns nicht nur als Linie vorstellen, sondern auch als Fläche oder Scheibe.

Stell Dir also vor, Du würdest den Erdäquator ausdehnen oder verlängern, bis zur Himmelskugel, dem gedachten Himmelsgewölbe um die Erde. Wenn Du sagst „am Firmament“, dann meint es das Himmelsgewölbe der Himmelskugel. Diesen verlängerten Erdäquator bis zur Himmelskugel nennt man Himmelsäquator. Wenn Du von oben draufschauen würdest, so würdest Du eine Scheibe sehen, als waagerecht durchgeschnittene Himmelskugel.

Der Erdäquator lässt sich genau bemessen. Er hat eine Länge oder einen Umfang von circa 40 000 km. Der Himmelsäquator ist (nur) die Projektion des Erdäquators auf die Himmelskugel. Somit entspricht der Himmelsäquator dem Erdäquator.

So eine Himmelskugel sieht nicht nur interessant aus, sondern ist, wie gesagt, eine Projektionsfläche. Vor allem dient sie als Orientierung, um sich am Himmel zurechtzufinden, und als Rechenfläche. Auf ihr finden wir alle Himmelsobjekte projiziert. Astronomen brauchten und brauchen sie, um den Himmel zu kartieren, sowie zur Bestimmung und Berechnung von Positionen und Bewegungen der Himmelskörper. Die Himmelskugel wurde und wird für die Navigation verwendet, um die Position von Schiffen und Flugzeugen zu bestimmen. Am Himmel können wir uns immer orientieren. Das war früher so und ist heute noch so. Eine verlässliche Angelegenheit.

Zusammengefasst:

Die Ekliptik ist die auf die Himmelskugel projizierte Erdumlaufbahn. Der Himmelsäquator ist der auf die Himmelskugel projizierte Erdäquator. Beides sind Großkreise um den Himmel, wenn man so sagen will.

Nun steht die Erde jedoch nicht senkrecht auf der Umlaufbahn, sondern um 23,5° schräg.

Die Erdachse, die Linie durch Nord- und Südpol, ist nicht senkrecht, sondern um 23,5° geneigt. Damit ist der Erdäquator gegenüber der Ekliptik auch um diese 23,5° geneigt.

Erde, Globus
Pixabay

Diese Schräglage der Erdachse ist der Grund, warum es Jahreszeiten gibt.

„Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.“

Johann Gottfried von Herder

Vielleicht ist Dir schon einmal ein schräg gestellter Globus aufgefallen? Dieser gibt genau die Schrägstellung der Erdachse wider und zeigt, wie die Erde aussieht, wenn sie sich auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne bewegt. Dabei macht die Erdachse eine Kreiselbewegung und damit wären wir wieder beim Thema Präzession. Kurz gesagt: Die Erde dreht sich wie ein Kreisel im Universum, und eigentlich müsste uns andauernd schlecht sein bei so viel Drehbewegung.

„Die Welt scheint mir ein Kreisel, bewohnt von einem schwindeligen Volke.“

Joseph Joubert

Diese beiden Scheiben (Ekliptik und Himmelsäquator) sehen für mich ein bisschen so aus wie ein geöffnetes, rundes Schwingfenster, wobei die beiden Scharniere zwei Schnittpunkte symbolisieren: Dort, wo sich die beiden Scheiben – Ekliptik und Himmelsäquator – schneiden, dort finden wir den Frühlingspunkt und den Herbstpunkt. Der Frühlingspunkt, oder Widderpunkt genannt, ist der Beginn des Tierkreises. Das Zeichen Widder ist das erste Zeichen des Tierkreises. Es symbolisiert den Frühlingsbeginn am 21.03.

Zur besseren Veranschaulichung kannst Du Dir dieses Bild einer Himmelskugel anschauen:

Himmelskugel
Alamy ID BB4FPC

Und hier die Übersetzungen, Englisch/Deutsch:
Celestial sphere = Himmelskugel
Ecliptic = Ekliptik
North ecliptic pole = Nordpol der Ekliptik
Celestial equator = Himmelsäquator
North celestial pole = Nördlicher Himmelspol
Vernal equinox = Frühlingstagundnachtgleiche, Frühlingspunkt oder Widderpunkt (Sonne am 19., 20. oder 21.03.)
Autumnal equinox = Herbsttagundnachtgleiche (Sonne am 22., 23. oder 24.09.)

Im Jahr 2025 war die Frühlingstagundnachtgleiche am 20.03.2025. Die Herbsttagundnachtgleiche wird am 22.09.2025 sein. Wir sehen: überall findet sich Bewegung.

Der Begriff Ekliptik erinnert auch an das Wort Eklipse und hat auch damit zu tun. Eklipsen sind Finsternisse und wir kennen Sonnen- oder Mondfinsternisse. Diese Finsternisse haben immer mit der Stellung von Sonne, Mond und Erde zu tun. Alle drei liegen auf der Ekliptik und bei Finsternissen wird irgendjemand von jemand anderem verfinstert oder bedeckt. Zusätzlich zu Sonne, Mond und Erde spielen bei Finsternissen auch die Mondknoten eine Rolle.

Finsternisse kann man sich heute wissenschaftlich erklären. Trotzdem bleiben Finsternisse faszinierende und mysteriöse Ereignisse zugleich. Sie haben Menschen schon immer in ihren Bann gezogen. Wissenschaft hin oder her: In vielen Kulturen jedoch galten und gelten sie als Zeichen des Schicksals und häufig als böses Omen. Und mal ehrlich: Wir sind doch jedes Mal aufs Neue erleichtert, wenn sich der dunkle Schleier wieder hebt. Wie geht es Dir bei Finsternissen? Faszination oder Grusel?

„Wie die Sonne das Licht des Tages ist, so ist auch die Seele das Licht des wachenden Körpers. Und wie der Mond das Licht der Nacht ist, so ist auch die Seele das Licht des schlafenden Körpers.“

Hildegard von Bingen

Nicht vergessen:
Da ich (oder wir) auf der Nordhalbkugel lebe(n), erfolgen die Betrachtungen von der Nordhalbkugel aus.

Featured Image: iStock ID 1308595699